
SEKUNDENSCHLAF. Marteria.
It comes and goes in waves. Jede unserer Schlafphasen lässt sich ganz einfach durch eine Bestimmung unserer Hirnwellen identifizieren. Grob gesagt: Je tiefer unsere Schlafphasen, desto länger die Hirnwellen. Entgegen der lang verbreiteten Meinung, man fiele während der Nacht in einen des Komas ähnlichen Zustand und wache am Morgen frisch, munter und überrascht wieder auf, passiert da doch deutlich mehr während unserer Nachtruhe. Unsere Nacht, sofern sie in etwa acht Stunden umfasst, unterteilt sich in vier bis fünf Schlafzyklen, welche wiederum in vier Schlafphasen ablaufen. Unsere Nacht beginnt IMMER mit einer leichten Schlafphase. Alles andere wäre klinisch auffällig und auch nicht sehr angenehm. Der ein oder andere erinnert sich an Momente à la „ooooh, gleich bin ich weg, bloß nicht einschlafen!“ oder Zuckungen, die wieder kurz aufwecken. Diese Phänomene sind Inhalte der Schlafphase N1, dem leichtesten Schlaf. In N1 werden unsere elektrischen Hirnwellen länger, wir fallen in einen Zustand ähnlich einer tiefen Meditation. In der folgenden Schlafphase, dem N2-Schlaf, ebenfalls eine leichte Schlafphase, verkürzen sich diese Hirnwellen wieder geringfügig. Oft werden N1 und N2 inhaltlich der Einfachheit halber als „Leichtschlaf“ zusammengefasst.[/vc_column_text][ultimate_spacer height=“32”][vc_column_text]Die bekannteste, aber weitläufig am meisten missinterpretierte Schlafphase, der N3-Schlaf, folgt der Leichtschlafphase. N3 ist der medizinische Begriff für die Tiefschlafphase. NEIN, wir verbringen nicht die ganze Nacht in der Tiefschlafphase. NEIN, es ist kein Problem, wenn wir nicht die ganze Nacht in der Tiefschlafphase verbringen. NEIN, wir sollen auch nicht die ganze Nacht in der Tiefschlafphase verbringen. Auch, wenn uns der Tiefschlaf rein körperlich die größten Regenerationsvorteile bietet, sollte es nicht das Ziel sein, diese Phase quantitativ unnatürlich auszuweiten. Wir verbringen ungefähr knapp ein Viertel unserer Nacht in dieser Schlafphase, also weniger als zwei Stunden. Im Tiefschlaf sind unsere Hirnwellen mit einer Delta-Wellenlänge von null bis acht Hertz am längsten. Diese Hirnwellen lösen verschiedene Aufräum- und Reparaturvorgänge aus, im Körper im meisten, aber eben auch im Hirn.[/vc_column_text][ultimate_spacer height=“32”][vc_column_text]N3 ist wie den Computerbildschirm ausschalten – Updates laufen trotzdem. Unsere Körpertemperatur sinkt, unser Blutdruck sinkt, unsere Herzfrequenz sinkt, unsere Cortisolwerte sollten nachts sowieso auf dem Minimum sein — der Druck auf unsere Gefäßwände ist minimal. In dieser Zeit und NUR in dieser Zeit wird im Körper sogenanntes HGH ausgeschüttet – das Human Growth Hormone, unser Wachstumshormon. Das hat nichts mit Doping zu tun, auch wenn ich das oft gefragt werde („Ah, das ist das, was Bodybuilder spritzen!“ – NEIN!). HGH ist dafür zuständig, dass Gewebe, welches veraltet und abgenutzt ist, erneuert wird, zum Beispiel eben das Zellgewebe von Blutgefäßen.
Nun ist es so, dass der größte Anteil des Tiefschlafs in unserer ersten Nachthälfte stattfindet. Leider können wir nicht selbst entscheiden, wann unsere erste Nachthälfte endet, schön wär‘s… Analog unserer Tagesrhythmik ist demnach auch unsere Nachtmitte über unseren Chronotypen festgelegt. Das bedeutet: Unser Körper kann nur geringfügig ausgleichen, was wir ihm durch Freizeit- oder berufliche Aktivitäten an Schlaf entziehen oder was wir ihm so an Rhythmik verschieben. Gehen wir zu spät ins Bett, fehlt uns der Hauptanteil des Tiefschlafs. Da fragt auch keine Zelle mehr nach, ob wir wegen der Kinder länger aufbleiben oder ob es der einzige Abend der Woche ist, an dem wir mit Kumpels ein Bier trinken gehen können – vertan ist vertan. Das Ganze hat sogar mittlerweile einen Namen, nämlich social jetlag. Pro Stunde Zeitverschiebung braucht der Körper einen Tag, um sich anzupassen, und das leider nicht nur im Urlaub, sondern an jedem Tag, an dem wir zu einer anderen Uhrzeit ins Bett gehen. Übrigens: Die häufigste Todesursache von Feuerwehrleuten ist der Herzinfarkt.

Info zum Autor:
Hi, ich bin Anika Donie! Als Athletin, Angestellte und Selbstständige mit einer Trainingswoche von 12 Stunden und Arbeitswoche von 60 Stunden gilt es für mich, physisch und mental gesundheitlich alles Erdenkliche für mich und meinen Körper zu tun. In einer Zeit, die von freier Zeit- und Aufgabeneinteilung, aber auch von Burn-Outs und Erkrankungen durch Stressoren geprägt ist, kam ich aufgrund eigener körperlicher Überlastung auf Schlaf wie die Jungfrau zum Kind. Ursprünglich und immer noch in der Wirtschaftsinformatik im Personalbereich tätig, mache ich es mir heute zur Aufgabe, über den Nutzen von einem unserer natürlichsten Regenerationsmechanismen aufzuklären – Schlaf.